Riffelweible
Das Riffelweible
Das Riffelweible ist die älteste der Laupheimer Fasnetfiguren. Sie ist die Narrenmutter der Zunft. Mit ihren großen Augen erscheint sie unerwartet und lähmt Menschen mit ihrem starren Blick. Durch kurzes Auftreten und eindringliche Blicke verkörpert das Riffelweible eine mahnende Narrenfigur, die symbolisch Wesentliches von Unwesentlichem trennt.
Das ihr Namen gebende Wort „Riffel“ bezeichnet ein altes Arbeitsgerät, das kammartig verschiedene Materialien trennt z.B. Heilbeeren ablöst. „Riffel“ kann aber auch eine in knappen Worten erteile Rüge sein (einen Rüffel erteilen). In der Abschrift der Sage beschreibt der Autor Schaaf das Rüffelweible. Aufgrund des schwäbischen Sprachgebrauchs verwenden wir die Schreibweise des Riffelweibles.
Die Sage
Auf dem Weg von Burgrieden nach Rot in der Laupheimer Gegend musste man bis vor etwa dreißig Jahren ein kleines Waldstück durchqueren. Die Wiesen davor waren sumpfig und verloren sich in einem schmalen Ried. Dort, im ,,Rüffelhölzle”, war es nicht ganz geheuer. Das ,,Rüffelweible” ging um. Es war, wie die älteren Leute in Burgrieden erzählen, ein kleines, buckliges Wesen. Welche Kleider es trug und vor allem, warum es den seltsamen Namen hatte, weiß nun freilich niemand mehr zu sagen.
Wenn einer in der Nacht durch das Hölzle gehen musste, stand das Rüffelweible plötzlich, wie aus dem Boden geschossen, vor ihm. Es sprach kein Wort, schaute ihn nur mit seinen großen Glotzaugen an und verschwand wieder. Der Mann im unheimlich dunklen Wald aber konnte keinen Schritt mehr weiter gehen. Er war gebannt. Niemand weiß so recht, wie lange es dauerte, bis er seine Glieder wieder rühren konnte. Aber es können Stunden gewesen sein. Allmählich ließ der Bann nach. Der Mann musste jedoch über Feld- und Wiesenwege in weitem Bogen um das Rüffelhölzle nach Hause, wenn er nicht noch einmal gebannt werden wollte.
Einmal ist auch eine Gruppe von Waldarbeitern aus Burgrieden an das Rüffelweible geraten. Müde vom langen Tagwerk in den Gehölzen des Forstamtes von Rot, waren die Männer zum Feierabend in eine Wirtschaft gegangen. Wer hart gearbeitet hat, darf wohl danach einen kräftigen Schluck nehmen. Aber die Bier- und Mostkrüge auf den Wirtshaustischen füllten sich immer wieder von neuem. Erst nach Mitternacht stiegen die Waldarbeiter auf ihre Fahrräder und machten sich auf den Heimweg. Vom Bier und vom Most waren sie mutig geworden und so fuhren sie auf das Rüffelhölzle zu. Unterwegs sangen sie laut und machten, wie man so sagt, große Sprüche. Auf halber Strecke im Hölzle verstummten sie jäh. Im Licht der Fahrradlampen huschte das Rüffelweible vor ihnen hin und her. Die kleine, bucklige Gestalt verschwand gleich darauf wie sie gekommen war. Die Männer mussten wie angewachsen stehen bleiben, bis sich der Bann löste. Dann kehrten sie um, schoben aber ihre Fahrräder nach Rot zurück. So schwer waren ihre Füße geworden, dass sie nicht mehr auf den Sattel steigen konnten. Bis zum Morgengrauen blieben sie in der Wirtschaft zu Rot hocken. Erst dann wagten sie die Heimfahrt.
Der Zufall wollte es, dass auch der Mesner von Burgrieden dabei war. So kam es, dass er sein Kirchenamt nicht in der gewohnten Weise versehen konnte. Pfarrer und Gemeinde in Burgrieden warteten an jenem Morgen vergebens auf das Betläuten. Beinahe hätte man den Mesner wegen dieses Versäumnisses aus dem Amt entlassen.
Heute steht das Rüffelhölzle nicht mehr. Es wurde verkauft und abgeholzt.
[aus: Sagen aus Oberschwaben, Schaaf]
Häsbeschreibung
Die Kutte besteht aus einem dunkelroten, wadenlangen Stoff mit großen Buckel und herunterhängender Schelle. Die eng anliegenden Ärmel werden von weit fließenden, spitz zulaufenden Überärmeln bedeckt, die ebenfalls mit Schellen abschließen. Unter der Kutte trägt das Riffelweible eine einfache, hellbraune, zugeschnürte Hose, deren Farbe sich in den Gamaschen wiederfindet. Die Schuhe bestehen aus schwarzen Schnürstiefeln, die mit sogenannten Trippen – hölzernen Schuhgestellen – vor Schmutz geschützt werden.
Die eng anliegende Haube ist mit einem grau-grünen Blätterband geschmückt, das auf das Wäldchen als Ursprungsort des Riffelweible hinweist. Vier lange Bänder, die mit Schellen versehen sind, zieren die Haube und unterstreichen gemeinsam mit den drei Schellen an der Kutte die symbolische Zahl Sieben der Hauptsünden. Die Haube und die Fausthandschuhe sind mit heidelbeerfarbenem Stoff gefüttert. Die Larve des Riffelweible zeichnet sich durch ihre glotzenden Augen und das kammartige Gebiss aus, was sowohl die Sage als auch die Wort-Herkunft „Riffel“ betont.
Das Häs ist eine Einzelfigur und Eigentum der Zunft.